Der 1 Minuten Arzt im Interview: Wieso ist Kommunikation im Gesundheitswesen so wichtig? / StellDirVor

Dr. med. Mark Weinert ist seit über 20 Jahren als Arzt im Gesundheitswesen aktiv. Als Kommunikationstrainer brennt er für das Thema Soft Skills und Kommunikation – und hat diesem Thema mit „Der 1-Minuten-Arzt“ ein ganzes Buch gewidmet.
Doch wieso ist Kommunikation für Personen im Gesundheitswesen überhaupt relevant – und lässt sich „richtige Kommunikation“ trainieren? Antworten auf diese Fragen und einen Einblick, wie immersive Technologien bei einem Kommunikationstraining unterstützen können, gibt uns Dr. Weinert im folgenden Interview.

Mark, du beschäftigst dich schon lange intensiv mit dem Thema Kommunikation im Gesundheitswesen. Wieso ist Kommunikation bzw. das „richtige kommunizieren“ so wichtig?

Rund siebzig Prozent aller Notfällen liegt ein Kommunikationsproblem zugrunde. Ebenso in circa 70% der Fälle in denen ein Patient, oder Angehörige gegen einen Arzt/Ärztin oder Krankenhaus vor Gericht ziehen ist schlechte oder mangelhafte Kommunikation die Ursache. Wenn man sich im Gegenzug die Aus,-Fort und Weiterbildung ansieht, sind 99,9% davon fachliche Ausbildung. Wobei fachliches Wissen natürlich wichtig ist. Das ist die Basis unseres Handelns. Allerdings ist es eben nicht alles. Wenn wir mit anderen Menschen zusammenarbeiten wollen, dann ist mehr notwendig. Je besser wir darin sind, desto einfacher können wir unser Vorhaben und Ziele erreichen. Gute Kommunikation ist wie mehr Öl und weniger Sand im Getriebe. Das trägt auch zur Arbeitszufriedenheit bei und wirkt dem Fachkräftemangel entgegen.

Welche Personen sollten sich vor allem mit Kommunikation und Soft Skills beschäftigen?

Die kurze Antwort lautet: Jede:r. Alle, die mit Menschen zu tun haben.

Die etwas ausführlichere Antwort ist:
Fachliches Wissen ist notwendig, um jegliche Probleme, die sich einem stellen zu lösen.
Fachliches Wissen allein führt jedoch selten zum Ziel, da wir so gut wie immer mit anderen Menschen zusammenarbeiten.
Ohne gute Kommunikation funktioniert die Zusammenarbeit nicht.

Besonderer Wert wird dabei auf sogenannte Soft Skills, oder wie ich sie nenne "Essential Skills" in den Hochrisiko Bereichen wie Luft- und Raumfahrt, Energieversorgung und anderen High reliability Organisationen gelegt. In der Medizin war Kommunikation in der Ausbildung lange Zeit ein Stiefkind, es wurde erwartete, dass man das kann, ohne es wirklich tiefgehend zu lehren. Inzwischen ist man sich der Bedeutung mehr bewusst, nicht zuletzt auch durch den weltweiten Fachkräftemangel, der das Problem noch mehr demaskiert.

Kann „richtige Kommunikation“ gelernt werden?

Mit guten Kommunikationsfähigkeiten wird man nicht geboren. Man lernt sie nach und nach und unterschiedlich gut. Je nachdem wie wichtig einem das erscheint und wie sehr man sich damit beschäftigt. Definitiv kann man seine kommunikativen Fähigkeiten verbessern lernen. Man kann allerdings auch wieder schlechter werden. Beides ist durch viele Studien belegt.

Können immersive Technologien z. B. in VR-Trainings beim Kommunikations- und Soft-Skill-Training unterstützen?

Wie bei allem, was man lernen und verbessern möchte spielt es eine große Rolle wie groß die emotionale Komponente beim Lernen war. Je stärker die Emotion, desto besser wird der Lerninhalt behalten. In Studien konnte gezeigt werden, dass immersive Technologien eine größeren Lerneffekt zeigen als klassischer Frontal oder Online-Unterricht. Da man eben eingetaucht ist. Inzwischen gibt es schon sehr gute Angebote, die die unterschiedlichsten Bereiche wie Simulation, Kommunikation oder Deeskalation mit VR schulen.

Vielen Dank für deine Einblicke Mark!

Zum Buch „Der 1 Minuten Arzt“ geht’s hier: → Buch kaufen

Hier geht es zum Download eines exklusiven Bonuskapitels zum Thema "Digitale Kommunikation"

Diesen Beitrag teilen auf: